Campus-Halle an der Elisabethschule in Marburg
Wettbewerb 2014
Konzept
Der neue Baustein des Campus
fügt sich selbstverständlich entlang der Ockershäuser Allee in die städtebauliche Struktur ein, verbindet den nördlichen Zugang mit Haupteingang und bildet zusammen mit dem Schulhaus den Vorplatz.
Eingebettet in das Gesamtkonzept der Leopold-Lucas-Straße wird dadurch die städtebauliche Präsenz und Identität der Elisabethschule gestärkt und der schulischen wie öffentlichen Nutzung angemessen Rechnung getragen.
Die verglaste Arkade mit hoher Aufenthaltsqualität öffnet sich zu Schulhof und Schule. Gleichzeitig schafft sie interne Verbindung, lässt aber auch die Trennung der Nutzerstörme zu und ist Schnittstelle zwischen Vorhandenem und Neuem, zwischen Innen und Außen.
Im Dialog von Städtebau und Nachhaltigkeit entwickelt sich die Gestalt des Hauses und entspricht somit dem Wunsch nach einem möglichst hohen Anteil an erneuerbaren Energien. Die Sheds geben dem Haus einen besonderen Charakter, stellen Bezüge zur ehemaligen gewerblichen Nutzung der Gegend her und integrieren sichtbar die Nutzung der Sonnenergie in das Gebäudekonzept. Darüber hinaus leistet das Haus durch die große Kompaktheit ( A/V 0,35 ) und die überwiegende Verwendung des Baustoffes Holz sowohl bei der Errichtung als auch im Betrieb einen positiven Beitrag zur CO2-Bilanz.
Gestalt und Funktion
Die Vermeidung modischer Attitüde und die Verwendung robuster wertiger Materialien stehen für Nachhaltigkeit und sorgen für langfristige Wertschätzung. Weiß durchgefärbte Eternitplatten für die Fassade und Holz-Konstruktionen, Holz-Lamellendecken, Holz-Prallwände im inneren - geben dem Haus eine leichte und dennoch solide Anmutung. Die warmen Materialien im Inneren stehen dabei im kraftvollem Kontrast zur lichten Hülle. Klassen, Versammlungs- und Sportflächen erhalten einen Industrie-Parkettbelag, die Böden der Verkehrs- und Nebennutzflächen sind mit akustisch wirksamen, haltbarem und geschliffenem Asphalt belegt.
Die Anmutung der Halle mit direkten Sichtbeziehungen in den Freiraum stellt den Charakter als Versammlungsraum, in dem auch Sport stattfinden kann in den Vordergrund. Die transparenten Prallwände lassen dies zu. Im überwiegend extern genutzten 2-geschoßige nördlichen Bereich des Hauses schafft die kleine Halle ein „Haus im Haus“ für die hier kompakt angeordneten Sport- und Umkleideräume ohne dabei den Zusammenhang mit den anderen Nutzungsbereichen zu stören.
Aula und Mehrzweckraum teilen sich die Bühne und können durch die gemeinsame Erschließung auch als Einheit mit Zentralbühne genutzt werden. Die gewünschten Klassenräume sind eigenständig angeordnet, integrieren sich aber in die Struktur des Hauses.
Konstruktion und Energie
Die großen Räume werden durch eine einsinnig unterspannte Holz-Trägerrost-Konstruktion überspannt. Die Fassaden sind als Holzständerwände mit hinterlüfteter Faserzementbekleidung geplant. Gedämmte Holz-Hohlkastenelemente bilden die Decken.
Der hohe Dämmstandard von min. 30 cm, 3-fach-/Aerogelverglasungen sowie die Kompaktheit führen zu geringen Wärmeverlusten. Die hochgedämmte Hülle ist flink erwärmbar und kann somit gut an schnell wechselnde Nutzungsprofile angepasst werden. Lediglich die Sohlplatte ist in WU-Beton geplant. Die aufgesattelten Sheds bieten optimale Ausrichtung für PV-Module bzw. Solarthermie und geben den Räumen optimale Nord/Zenith-Belichtung, was wiederum den Kunstlichtbedarf reduziert. Der sommerliche Wärmeschutz wird durch Reduzierung der Fensterflächen auf der Westseite optimiert. Extensive Begrünung auf den verbleibenden Dachflächen hält Regenwasser zurück und sorgt zusätzlich für sommerlichen Wärmeschutz.
Die zonenweise, bedarfsabhängig betriebene Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und Speicherung von überschüssiger Energie in und unterhalb der Sohlplatte sowie Vorkonditionierung von Zuluft durch Erdkanäle sind im Zusammenhang mit der Solarthermie, Grundlage einer autarken Energieversorgung.
Das niedrige Temperaturniveau der Fußbodenheizung harmoniert dabei mit den Temperaturniveaus von Erdspeicher und Solarthermie. Bei der Solarthermie können dann auch niedrigere Temperaturen aus weniger strahlungsreichen Zeiten genutzt werden. Wärmepumpen, die den Erdspeicher auf diese Nutzungstemperaturen anheben, zeigen umso höhere Jahresarbeitszahlen, je geringer der Temperaturunterschied zwischen Wärmequelle und –senke ist. Die PV-Modul-Flächen decken den Strombedarf für Haus und Gebäudetechnik und können noch Überschüsse ins Netz einspeisen. Präsenz- und tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung, Verwendung von LED - Einzelleuchten in Fluren/Nebenräumen, Langfeldleuchten für die übrigen Räume reduzieren den Stromverbrauch.
Wirtschaftlichkeit
Die Holz-Fassade stellt durch den einfachen Aufbau eine wirtschaftliche Alternative dar. Sichtbare Oberflächen für die Wände sind kostengünstig in der Erstellung, robust und leicht zu warten. Reduzierung der verglasten Flächen, einfache Baukörper-Geometrie sowie robuste Bodenbeläge sind Vorraussetzung für eine Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb. Die zentrale Positionierung der Technikräume sorgt für ökonomische und gut zugängliche Leitungsführungen.
Landschaftsarchitektur
Das landschaftsplanerische Konzept entwickelt die Vorgaben des städtebaulichen weiter.
Der Baumbestand als Grundkapital der Freianlagen wird überwiegend erhalten. In den mit wasserdurchlässiger Oberfläche gestalteten Vorplatz wird eine grüne erhöhte Insel eingestellt, die zum Sitzen einlädt. Auch das vor der Arkade liegende Holzdeck bietet Sitzmöglichkeit und schafft Übergang zur Wiese. Der Höhenunterschied im nördlichen Grundstücksbereich wird durch Rampen und Sitzstufen gebildet. Fahrradstellplätze werden entlang der Pflanzflächen oder Grundstücksgrenzen angeordnet.
Wageneinstellplätze werden auf dem Grundstück entlang der Leopold-Lucas-Straße angeordnet.